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Der Eismeister-Check

SCRJ Lakers in der Saison 2023/24: Alles zu Kader, Stärken und Schwächen

Der Rapperswiler Gian-Marco Wetter im fuenften Playoff-Viertelfinal Eishockeyspiel der National League zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem EV Zug, am Freitag, 24. Maerz 2023, in der St. Galler ...
Sportlicher Erfolg und treue Fans: Die SCRJ Lakers haben sich in der vorderen Tabellenhälfte etabliert.Bild: keystone
Der Eismeister-Check

Die Lakers sind die Hockey-Antwort auf den SC Freiburg

Sportchef Janick Steinmann und Trainer Stefan Hedlund haben die Lakers in schwindelerregende Höhen geführt. Kein anderer Klub hat in den letzten drei Jahren so viel aus den sportlichen und finanziellen Möglichkeiten gemacht. Aber der Aufenthalt in der Höhenluft ist nicht ohne Risiko.
05.09.2023, 10:03
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Die Lakers haben in den letzten drei Jahren selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen: die Playoff-Halbfinals 2021. Rang 4 2022 und nun mit Platz 3 und einem Punkteschnitt von 1,77 die beste Qualifikation der Klubgeschichte. Diese Erfolge wecken die Dämonen der hohen Erwartungen. Die bange Frage ist, ob die Lakers diesen Ansprüchen gerecht werden können oder ein Opfer ihres eigenen Erfolges werden. Seit zwei Jahren lebt die Mannschaft über ihren sportlichen und finanziellen Verhältnissen.

Über diese Serie
Klaus Zaugg ist seit Jahrzehnten einer der profiliertesten Eishockey-Journalisten der Schweiz. Sein während vielen Jahren publizierter Guide galt vielen als «Hockey-Bibel». Nun erscheint die Einschätzung des watson-Eismeisters über jeden Spieler der National League erstmals online.

Das kann auch in der nächsten Saison gelingen: Der zweifache Liga-Topskorer und MVP Roman Cervenka ist immer noch da. Sportchef Janick Steinmann hat auf dem Transfermarkt keine besorgniserregenden Einbussen erlitten und sicherheitshalber bereits sieben Ausländer unter Vertrag genommen. Seine Strategie – Einkauf von möglichst vielen Talenten, die von der Konkurrenz übersehen worden sind – geht auf. Garantiert ist es nicht, aber eigentlich spricht nichts dagegen, dass sich die jungen Spieler auch in der neuen Saison weiterentwickeln werden.

Der PostFinance Top Scorer Roman Cervenka von Rapperswil beim Playoff Viertelfinal Eishockey Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EV Zug und den SC Rapperswil Jona Lakers am Freitag, 1 ...
Liga-MVP Roman Cervenka bleibt den Lakers treu.Bild: keystone

Hockeytechnisch gibt es eigentlich keinen Grund zum Pessimismus. Die Frage ist eher, wie der Sportchef, der Trainer und die Spieler mit den hohen Erwartungen umgehen können. Inzwischen sind die Lakers in der Wahrnehmung der Konkurrenz keine Aussenseiter mehr. Obwohl sie das eigentlich von ihrem wirtschaftlichen und sportlichen Potenzial im Vergleich zu den wahren Titanen aus Bern, Zürich, Genf oder Davos nach wie vor sind. Aber sie sind so schnell wie noch nie ein Team im Playoff-Zeitalter (seit 1986) von den Miserablen zu den Respektablen geworden.

Wenn sie mit dieser neuen Rolle leben lernen, können sie zwar kein Meisterkandidat, aber die Hockey-Antwort auf den Fussball-Bundesligisten SC Freiburg werden.

Die Spieler

  • Stürmer
  • Verteidiger
  • Torhüter
player_image

Nation Flag

Aktuelle
Note

  • 7

    Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.

  • 6-7

    Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.

  • 5-6

    Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.

  • 4-5

    Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.

  • 3-4

    Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.

  • Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.

5,2

09.22

5,2

09.23

5,2

01.24

Punkte

Goals/Assists

Spiele

Strafminuten

  • Er ist

  • Er kann

  • Erwarte

Der Trainer

Stefan Hedlund (48) hat in seinem zweiten Amtsjahr erneut alle Erwartungen übertroffen und ist mit einer Lohnerhöhung und einer Vertragsverlängerung bis 2026 belohnt worden. Der Schwede holt aus einem limitierten Kader ein Maximum heraus: Die Lakers spielen diszipliniert und gehören zu den taktisch besten Teams der Liga. An vielen Abenden sind sie sogar taktisch die Besten.

Headschiedsrichter Mark Lemelin im Gespraech mit SC Rapperswil-Jona Lakers Cheftrainer Stefan Hedlund waehrend dem Eishockey-Meisterschaftsspiel der National League zwischen dem EHC Kloten und den SC  ...
Diskutiert immer wieder mit den Schiedsrichtern: Rappi-Trainer Stefan Hedlund.Bild: keystone

Aber es fällt ihm nicht leicht, die Gelassenheit zu bewahren, die grosse Trainer auszeichnet: Gegenüber den Schiedsrichtern ist er nicht immer höflich, während des verlorenen Viertelfinals gegen Zug verlor er Energie auf Nebenschauplätzen (Videotheater). Mit etwas übertriebener Boshaftigkeit darf er als Schwedens Antwort auf Christian Wohlwend bezeichnet werden.

Stefan Hedlund ist bei den Lakers ein Erfolgstrainer geworden und muss mit den hohen Erwartungen leben, die er durch seine formidable Arbeit geweckt hat. Je gelassener und bescheidener er im Erfolg bleibt, desto grösser sind seine Chancen, dass er seinen Vertrag bis 2026 erfüllen darf und auch einmal Trainer bei einem der wahren Titanen der Liga und Meister werden kann.

Die Stärken und Schwächen

Liga-Topskorer Roman Cervenka ist geblieben und die Ausländer sind über alle Positionen noch besser als letzte Saison.
Die offensive Abhängigkeit vom Weltklasse-Stürmer Roman Cervenka wird unterschätzt. Und im Dezember wird er 38.
SC Rapperswil-Jona Lakers Torhueter Melvin Nyffeler waehrend dem ersten Eishockeyspiel im Playoff 1/4 Final der National League zwischen den SC Rapperswil-Jona Lakers und dem EV Zug am Mittwoch, 15. M ...
Melvin Nyffeler muss wieder viele Spiele stemmen.Bild: keystone
Taktisch eines der besten Teams der Liga – so ist es möglich, aus einem Minimum ein Maximum herauszuholen
Keine Nummer 2 für mindestens 20 Spiele, um Melvin Nyffeler zu entlasten.
Das Entwicklungspotenzial der jungen Spieler ist nach wie vor nicht ausgeschöpft.
Der Umgang mit den hohen Erwartungen sind für den Trainer (und sein Temperament) und für den Sportchef eine grosse Herausforderung.

Die Prognose

Direkt in die Playoffs? Rang 6 eine gewagte Prognose? Statisch ist ein 6. Platz nach den Rängen 4 und 3 in den letzten beiden Jahren schon eher pessimistisch. Aber die Statistik sagt nicht alles. Wären die Lakers ein Titan mit vielen überbezahlten Stars, getrieben von hohen Erwartungen, hoffärtigen Besitzern und ungeduldigen Fans, dann wären sie ein Absturzkandidat bis hinunter auf Rang 11.

Aber die Lakers leben wie in einem Gallischen Dorf unseres Hockeys, umgeben von übermächtigen, reichen Rivalen (Zug, ZSC Lions) wie einst Asterix und Obelix im römischen Reich und behaupten sich mit Schlauheit und Chuzpe. Diese besondere Lage im Windschatten des nationalen Interesses und der nationalen Medien ist ein Vorteil von unschätzbarem Wert. Auch nach dem Aufstieg in die Spitzengruppe der Liga gelten die Lakers nach wie vor als Aussenseiter und werden notorisch unterschätzt. Aber die Zusatzbelastung durch die Champions League ist nicht zu unterschätzen, die Kadertiefe im Vergleich zu den Titanen der Liga gering, die Abhängigkeit von ein paar Einzelspielern gross und ob sich die jungen Spieler weiterentwickeln, ist keineswegs garantiert. Mit der Prognose Platz 6 ist immerhin der Vorwurf entkräftet, der Chronist unterschätze seit Jahrzehnten die Lakers.

Prognose: 6. Platz

Beim Manager-Game «Topscorers» erhält jeder Spieler ein Zufallskader à 16 Spieler im Wert von CHF 3 Mio. sowie ein Transferbudget von CHF 1 Mio. Innerhalb einer Fantasy-Liga gibt es jeden Spieler nur einmal und Punkte sammelt man durch die Performance der Akteure in der Realität (Eiszeit, Tore, Assists, +/-, Blocked Shots,etc.).

Marktwert-Spitzenreiter beim SC Rapperswil-Jona Lakers

Name

Punkteschnitt

Marktwert

Tyler Moy

93.79

695'769

Roman Cervenka

99.53

642'061

Maxim Noreau

91.26

590'958

Weitere Infos und Download der App: www.topscorers.ch

Der Spielplan

Idee, Konzept und Inhalt: Klaus Zaugg. | Redaktionelle Betreuung: Adrian Bürgler, Ralf Meile. | Technische Umsetzung: Nicole Christen, Carlo Natter, Philipp Reich, Raphael Strebel. | Spielerportraits: nationalleague.ch.

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HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
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HCD, SCB, ZSC und? Diese Klubs wurden schon Schweizer Hockey-Meister
HC Davos: 31 Titel, 6 seit 1986; zuletzt Meister: 2015.
quelle: keystone / ennio leanza
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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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hcap1937
05.09.2023 11:11registriert April 2022
Die Lakers sind das Überraschungsteam der letzten Jahre. Eine erneute, direkte Playoffqualifikation ist alles andere als utopisch. Und wenn man seit Jahren als Underdog abgestempelt wird, hat dies nur zum Vorteil die Konkurrenz aufs Neue zu verblüffen. Für den SCRJ bleibt zu hoffen, dass Management/Spieler/Fans aufgrund der letzten Jahre nicht abheben und sie ihren Weg so weitergehen.
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Decepticon
05.09.2023 13:22registriert April 2022
Sehr gute Analyse vom Eismeeister. Einziger Kritikpunkt: „Seit zwei Jahren lebt die Mannschaft über ihren sportlichen und FINANZIELLEN Verhältnissen.“ Woher kommt diese Einschätzung? Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die Lakers über den finanziellen Verhältnissen leben. Die letzte Saison wurde laut Geschäftsberichtmit einem Jahreserfolg von ca. 700 Tsd. abgeschlossen (EBT von 260 Tsd.). Lasse mich gerne eines besseren belehren, falls ich da falsch liege. Aber ein Journalist sollte die Zahlen recherchieren oder kennen.
336
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Sonnig bis heiter
05.09.2023 13:27registriert August 2023
Niemand unterschätzt Rappi.
Die Teams die Ende letzter Saison gegen Rappi verloren haben wollten alle Playoff Spielen. Waren aber nicht gut genug.
Denke nicht das Hedlund sein Projekt am Obersee abgeben möchte. Zu viel Herzblut für das Projekt.
Absturzgefahr ist minimal, die Zielsetzungen sind jedes Jahr realistisch und mit jungen Spielern die sich verbessern zu erreichen.
Mayer im Tor hat riesiges Potenzial, er wird nyffeler stützen und wachsen.
Die Heimspiele in Rappi sind immer kleine Feste. So geiles attraktives Eishockey und ein Publikum das voll hinter seinem Team steht.
Tollhaus
2913
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17
Vor dem nächsten Cut die nächste Gala – die Hockey-Nati wieder auf der Siegesstrasse
Das Schweizer Nationalteam schliesst die zweitletzte Vorbereitungswoche auf die WM in Tschechien mit einem nächsten Sieg ab. Nach dem 5:1 am Freitag gewinnen die Schweizer in Kloten gegen Lettland am Samstag 4:0.

Es ist das Spiel der letzten Chance. Nach der zweiten Partie gegen Lettland soll das WM-Kader des Schweizer Nationalteams weiter Konturen annehmen. Entsprechend nahm Nationaltrainer Patrick Fischer im Vergleich zur Partie vom Freitag doch einige Rochaden vor. Im Tor erhielt Reto Berra eine Bewährungsprobe, und anders als Leonardo Genoni, der spät noch ein Gegentor hinnehmen musste, sollte der Goalie von Fribourg-Gottéron einen Shutout feiern können.

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